Theologisches Gespräch 4 / 2019

Vorgestellt -  Theologisches Gespräch 4/2019
Mission im Kontext religiöser Indifferenz
Von Pastor Benno Braatz

Wir können es drehen und wenden, wie wir wollen. Die missionarischen Bemühungen in den letzten Jahrzehnten haben den Trend zunehmender religiöser Indifferenz in unserer Gesellschaft nicht stoppen können. Kirche muss darum auch neue Wege zu und mit den Menschen finden, um das Evangelium zu verkündigen.                                                                       
Jannik Höhfeld stellt in seinem lesenswerten Artikel „Mission unter religiös indifferenten Menschen“ sechs verschiedene Konzepte vor, die in den letzten Jahren entwickelt worden sind und genau darauf Antwort zu geben suchen, wie der Gleichgültigkeit in religiösen Fragen zu begegnen sei. „All diese Konzepte wollen Kirche als Institution mit all ihren vorhandenen Strukturen nicht überlebensfähiger machen, sondern Kirche und Mission neu denken oder ergänzen,“ stellt er dabei fest. Die Säkularisierung wird so auch als Chance zur Läuterung der Kirche und ihrer leitenden Mitarbeiter begriffen.                                                                                              

Hans-Volker Sadlack führt in seinem Artikel „Missional Bibellesen ‚aus der Perspektive des anderen‘“ in den Ansatz des kanadischen Missiologen und Gemeindeberaters Alan Roxbourgh ein. Dessen Anregungen wendet er sogleich anhand des Beispiels an, wie ein tendenziell areligiöser einheimischer Elstaler mit seiner DDR-Sozialisation das Gleichnis vom verlorenen Sohn versteht. Der nächste Schritt ist nun, die sich daraus ergebenden Predigtaussagen im Spiegel der üblichen Exegese kritisch zu reflektieren.  Das Ergebnis ist auf den ersten Blick nicht wirklich neu, aber beeindruckend konsequent umgesetzt: Der Verkündiger des Evangeliums hat sich nicht erst in der Predigt, sondern bereits beim Bibellesen auf den Hörer einzustellen. Dessen Lebenswirklichkeit und Verstehensweise gilt es zu erkunden und die Botschaft im Blick darauf auszurichten. So betritt man die Welt des anderen zu dessen Bedingungen, nicht nach eigenem gewohnt christlichen Maßstab. Die überraschende Nebenwirkung dabei ist, dass man in der so ausgeübten Mission das Evangelium selbst neu versteht und sich dabei verändert. Spannend!

Glauben, Denken, Handeln