Semestereröffnungsgottesdienst und Studientag

Diakonische Präsenz in öffentlichen Räumen

Das Sommersemester der Theologischen Hochschule Elstal startete am Mittwoch, den 08.04.2021, mit einem digitalen Semestereröffnungsgottesdienst und Studientag. So konnten Gäste weit über Elstal hinaus teilnehmen.

Prof. Dr. Ralf Dziewas predigte über das Gottvertrauen in den Unsicherheiten des Lebens und darüber, wie uns Psalm 146 Mut machen kann, auf Gottes Macht und Möglichkeiten zu vertrauen – gerade in Zeiten der Herausforderungen und Krisen, wie wir sie zur Zeit in der Pandemie erleben. Der Sozialtheologe und Diakoniewissenschaftler ging dabei auf die Situation der Schwachen ein, die in Psalm 146 genannt werden und die in der damaligen Gesellschaft nicht ohne Unterstützung überleben konnten. Wie sich der Gott Israels eben diesen Schwachen und Entrechteten zuwandte, so hält Gott auch uns heute in allen Herausforderungen in seinen Händen.

In einem interaktiven Teil des Zoom-Gottesdienstes wurde Deborah Storek als neue Dozentin für Altes Testament willkommen geheißen und die drei neuen Kontaktstudierenden Manfred Stedtler, Ruben Moser und Manuel Schienke begrüßt.

Anschließend referierte Dr. Christoph Sigrist, Professor für Diakoniewissenschaft an der Theologischen Fakultät der Universität Bern/Schweiz, zum Thema „Freikirchen – Kirchenfrei. Beten und Arbeiten als ökumenische Diakonie“. Dabei ging der Diakoniewissenschaftler auf den Auftrag der Kirchen in der aktuellen, von der Pandemie geprägten Situation ein, Hoffnung zu teilen und Begegnungen zu ermöglichen.

Verstehe man diakonische Praxis als Resonanzraum, so seien mit diesem Raum sorgender Gemeinschaft die drei folgenden Aspekte verknüpft: Zunächst sorge Gott für den Menschen, befähige und ermächtige ihn, sodass dieser sich durch die göttliche Ermächtigung um andere Menschen sorgen könne. Indem er dies tue, sorge er wiederum für sich selbst. Sigrist betonte dabei, dass er besonders einen Fokus auf die Auswirkungen kirchlichen Handelns im Sozialraum lege. In der „urbanen Diakonie“ seien das Quartier und die Nachbarschaft der Gemeinden oder Kirchen konstitutiv für das kirchlich-diakonische Handeln. Kirche kann als sorgende Gemeinschaft tätig werden, Gastfreundschaft üben und ein Ort menschlicher Nähe und Begegnung sein. Solche Diakonie müsse von unten, von den Menschen bzw. von der Basis her wachsen, so dass sich dabei Bewegungen oder Projekte entwickeln, die durch Wachstum verschiedene Generationen zusammenbringen.

Als Ressourcen können Kirchen und Gemeinden ihre Räume in ihrer vielfältigen Lagen nutzen, um die Menschen im direkten Umfeld zu erreichen und so diakonisch „draußen“, außerhalb der Kirche, bei den Menschen zu sein. In den Begegnungen mit den Menschen spiele dabei nicht nur eine gute ökumenische Vernetzung der Freiwilligen, sondern auch das christliche Menschenbild eine Rolle.

Ökumene versteht Sigrist hierbei nicht nur im politischen Sinne auf die Konfessionen begrenzt, sondern – vom griechischen Begriff „oikuménē“ ausgehend – in Bezug auf die Menschen, die bewohnte Erde. Daraus ergibt sich für den Theologen, dass Kirche an öffentlichen Orten präsent ist. Hinsichtlich der Freikirchen hob Sigrist die Aspekte der Gemeinschaft, der Verpflichtung und der „Clubmentalität“ (gemeinsame Sprache) positiv hervor, da man sich darin weg von institutionell tradierten Formen und hin zum Menschen bewege.

Auch in der anschließenden Diskussionsrunde, die zunächst über Zoom-Breakout-Räume stattfand, drehten sich die Gespräche um das Öffnen der (frei)kirchlichen Räume für Menschen, um die Konkretisierung der Liebe Gottes und um diakonisches Christentum.

Wir danken dem Referenten Dr. Christoph Sigrist für die inspirierenden Impulse und freuen uns über die technischen Möglichkeiten und Beteiligten, die diesen digitalen Studientag ermöglicht haben. So starten wir als Hochschule mit starken Impulsen in das Sommersemester, das bis auf Weiteres digital stattfinden wird.

Glauben, Denken, Handeln