Erste Elstaler Theologische Sommerakademie

17 theologisch Interessierte befassten sich mit dem „Streit um den neuen Bund im Herzen“

Für die erste Theologische Sommerakademie vom 18. bis 21. Juni haben sich 17 Personen von München bis Oldenburg auf den Weg nach Elstal gemacht, um vier Tage gemeinsam etwas über das Verhältnis von Christen und Juden zu lernen. Thema war der „Streit um den neuen Bund im Herzen“. Im Zentrum stand dabei die Verheißung des neuen Bundes in Jeremia 31,31-34: „Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen …“.

Der Elstaler Alttestamentler Prof. Dr. Michael Rohde gab eine grundlegende Einführung in drei unterschiedliche Vorstellungen vom Bund Gottes mit Israel im Alten Testament: der Bund als einseitige Selbstverpflichtung Gottes, der ein ewiges Geschenk ist, und der Bund, der stark die Inpflichtnahme Israels betont, den Bund zu bewahren und Gottes Gebote zu beachten. Drittens: „Gott erneuert seinen Bund mit denselben Partnern und demselben Inhalt, aber die Art und Weise ist neu: Gott schreibt letztlich seine Weisung (Tora) auf das Herz“, sagte Rohde.

Deborah Storek, Doktorandin in Altem Testament an der Hebräischen Universität in Jerusalem, gab Einblicke in jüdische Auslegungen zu Jeremia 31. Sie zeigte, wie sich in den Qumrantexten aus der Zeit des Zweiten Tempels eine kleine Gruppe radikal als „wahres Israel“ versteht, dessen Mitglieder einzeln in den Bund eingetreten sind. Spätere rabbinische Erwähnungen von Jeremia 31 griffen vor allem den Gedanken einer Tora auf, die dadurch endzeitliche Gültigkeit behalte, dass Gott seinem Volk sein Gesetz ins Herz schreibe (Jeremia 31,33), wie sie deutlich machte.

Der Elstaler Neutestamentler Prof. Dr. Carsten Claußen betonte, die neutestamentlichen Schriften seien aus dem Judentum heraus zu verstehen. Als solche bekräftigten sie, dass die Zugehörigkeit zum Bund  Gnade, das Darinverbleiben aber Gebot sei. Claußen ging den Texten der Evangelien, des Hebräerbriefes und der Paulustexte nach und markierte deutliche Unterschiede in ihrer Darstellung des Bundes. Anhand von Römer 11,25-32 hob Claußen hervor, wie Paulus um das Geheimnis Gottes ringe, dass Israel bleibend erwählt und um der Heiden willen noch verstockt sei, damit noch viele Menschen zum Christusglauben kommen könnten.

Die Teilnehmerin Sabine Schwichtenberger aus Darmstadt meinte: „Die Referenten haben die Inhalte auch für Laien fachlich sehr kompetent und verständlich vermittelt.“ Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten baptistischen, methodistischen, pfingstlerischen und jüdisch-messianischen Hintergrund. Zum Gelingen der Sommerakademie trugen zwei kulturelle Veranstaltungen bei: ein Klezmer-Konzert, das der Spandauer Arbeitskreis „Christen und Juden“ organisiert hatte, und der Besuch der Sonderausstellung „Gehorsam“ zur unterschiedlichen Verarbeitung der Opferung Isaaks (1. Mose 22) in den drei Weltreligionen, ausgestellt im Jüdischen Museum Berlin. Der Leiter der Evangelisch-Freikirchlichen Akademie Elstal, Dr. Oliver Pilnei, zog ebenfalls ein positives Fazit: „Es war ein anspruchsvolles Thema, mit dem die Teilnehmer sehr engagiert umgegangen sind.“ Die Sommerakademie ist eine Veranstaltung der Evangelisch-Freikirchlichen Akademie Elstal in Kooperation mit der Theologischen Hochschule Elstal.

Michael Rohde

Glauben, Denken, Handeln