STh-Seminar „Social Gospel“

SoSem 2014

Prof. Dr. Ralf Dziewas

Lehrveranstaltung für den Bachelor-Studiengang Ev. Theologie (Stufe II), den Master-Studiengang Ev. Theologie, den Master-Studiengang Freikirchliche Diakonie und das Zusatzstudium

(2-stündig; 4 LP [B.A. ohne Hausarbeit und M.A.], 6 LP [B.A. mit Hausarbeit])

Relevanz:

Ausgelöst durch die erste und zweite industrielle Revolution kommt es im 19. Jahrhundert weltweit zu Transformationsprozessen, die traditionelle Strukturen auflösen und die Frage nach der Neugestaltung der Gesellschaft zu einer zentralen Streitfrage machen. In den USA fordern so unterschiedliche soziale Veränderungen, wie der aufkommende christliche Fundamentalismus, die neuen Erkenntnisse der Sozialwissenschaften, der wachsende Reichtum der Industriemagnaten und das zunehmende Elend der Fabrikarbeiter, die ethnische Vielfalt der Einwanderer, die umstrittenen Rechte der befreiten Sklaven und die Emanzipation der Frauen die Theologie zu einer grundlegenden Neupositionierung in sozialen Fragen heraus. Die Social Gospel Bewegung verband eine von der Erweckungsbewegung inspirierte Frömmigkeit mit dem Einsatz für eine soziale Neuordnung der Gesellschaft nach christlichen Wertvorstellungen. Ihr bekanntester Repräsentant war der deutsch-amerikanische Baptist Walter Rauschenbusch. Die Social Gospel-Bewegung hat Diskussionen angestoßen, die bis in die Gegenwart aktuell sind. Ihre Konzepte haben die Entwicklung der nordamerikanischen Sozialethik geprägt und die sozialen Utopien eines Martin Luther King Jr. sowie vieler Bürgerrechtsbewegungen weltweit inspiriert.

Inhalte und Ziele:

Die Studierenden sollen den globalen gesellschaftlichen Transformationsprozess des 19. Jahrhunderts und die daraus resultierenden theologischen Fragestellungen am Beispiel der USA nachvollziehen. Exemplarische Gestalten des Social Gospel und ihre theologischen Ansätze sollen erarbeitet und Einzelthemen des Social Gospel vertieft werden. Dabei soll die Vision einer nach christlichen Maßstäben gestalteten Gesellschaftsordnung kritisch reflektiert werden.

Arbeitsweise:

Zu jeder Sitzung sind meist englische Texte zu lesen und anschließend zu diskutieren. Einzelthemen werden durch Referate vertieft.

Voraussetzungen:

Die Bereitschaft, englisch-sprachige Texte aus dem 19. Jahrhundert im Original zu lesen.

Zur vorbereitenden Lektüre wird empfohlen:

  • HUDSON, Whintrop S.: Religion in America. A historical account of the developement of American religious life, New York 1965, 291-324.
  • JEWETT, Robert/ WANGERIN, Ole: Mission und Verführung. Amerikas Weg in vierJahrhunderten, Göttingen 2008, 145-152; 172-190.
Glauben, Denken, Handeln