Acta Unitatis Fratrum: Dokumente zur Geschichte der Böhmischen Brüder im 15. und 16. Jahrhundert

Joachim Bahlcke, Jindřich Halama, Martin Holý, Jiří Just, Martin Rothkegel, Ludger Udolph:

Acta Unitatis Fratrum. Dokumente zur Geschichte der Böhmischen Brüder im 15. und 16. Jahrhundert. Bd. 1: Regesten der in den Handschriftenbänden Acta Unitatis Fratrum I–IV überlieferten Texte.

Wiesbaden: Harrassowitz, 2018.

Die Acta Unitatis Fratrum sind das bedeutendste Quellencorpus zur Geschichte und Theologie der Böhmischen Brüder und zugleich ein herausragendes Monument konfessioneller Erinnerungskultur im spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen Mitteleuropa.

Das Sammelwerk wurde in der Mitte des 16. Jahrhunderts für die Kirchenleitung der Brüderunität angelegt und besteht aus vierzehn Handschriftenbänden mit mehr als 10.000 eng beschriebenen Seiten, überwiegend in tschechischer Sprache. Die ungewöhnlich dichte und umfangreiche Überlieferung umfasst Abschriften von Texten und Briefen der Brüder von deren ersten Anfängen in der Mitte des 15. Jahrhunderts bis zum Jahr 1589. Dazu kommen gegnerische Schriften, Akten und Berichte über Kontroversen, Verfolgungen und kirchenpolitische Ereignisse in Böhmen und Mähren vom Höhepunkt der hussitischen Bewegung bis zur Konsolidierung der europäischen Reformation.

Im Auftrag des Historischen Instituts der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik und der Direktion der Europäisch-Festländischen Provinz der Brüder-Unität werden die Acta Unitatis Fratrum jetzt erstmals für historisch, theologisch, philologisch oder kulturgeschichtlich arbeitende Wissenschaftler durch Regesten und Einleitungen umfassend erschlossen. Der erste Band des vierbändigen Regestenwerkes erscheint im Herbst 2018.

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Joachim Bahlcke, Jindřich Halama, Martin Holý, Jiří Just, Martin Rothkegel a Ludger Udolph:

Acta Unitatis Fratrum. Regesty textů dochovaných v rukopisných svazcích Acta Unitatis Fratrum I–IV.

Praha: Historický ústav AV ČR, 2021. Im Druck.

Kurz nach der Mitte des 15. Jahrhunderts entstand in Böhmen, wo sich seit dem Ende der Hussitenkriege eine utraquistische Bevölkerungsmehrheit und eine Rom-treue Minderheit in spannungsreicher Koexistenz gegenüberstanden, die Glaubensgemeinschaft der Böhmischen Brüder. 1467 konstituierte sich die Brüderunität als eigenständige Kirche mit dem Anspruch, Wiederaufrichtung der apostolischen Urgemeinde und zugleich Teil der einen universalen Kirche zu sein. Den bis dahin beispiellosen Vorgang der Neugründung einer christlichen Kirche, ihre Verfolgung durch Utraquisten wie Katholiken, ihr Ringen um konfessionelle Eigenständigkeit gegenüber Reformation und Protestantismus reflektierten die Brüder in einem umfangreichen apologetischen und historiographischen Schrifttum.

In außergewöhnlich dichter  Überlieferung dokumentieren die vierzehn Handschriftenbände der von brüderischen Bischöfen des 16. Jahrhunderts kompilierten Acta Unitatis Fratrum die Geschichte der Unität seit ihren Anfängen. Als herausragendes Monument frühneuzeitlicher konfessioneller Erinnerungskultur in Mitteleuropa wird das Quellencorpus durch die Deutsch-tschechische Kommission zur Herausgabe der Acta Unitatis Fratrum in einem derzeit laufenden Projekt wissenschaftlich erschlossen.

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Joachim Bahlcke, Jiří Just, Martin Rothkegel (Hg.):

Konfessionelle Geschichtsschreibung im Umfeld der Böhmischen Brüder (1500-1800). Traditionen – Akteure – Praktiken.

Wiesbaden: Harassowitz 2021 (Jabloniana, 11). Im Druck.

In den 1460er Jahren konstituierte sich in Böhmen die Brüderunität als eigenständige Kirche mit dem Anspruch, die apostolische Urgemeinde wieder aufzurichten und zugleich Teil der einen universalen Kirche zu sein. In außergewöhnlich dichter Überlieferung dokumentieren die Acta Unitatis Fratrum, von brüderischen Bischöfen des 16. Jahrhunderts angelegte Handschriftenbände, die Entwicklung dieser Glaubensgemeinschaft seit ihren Anfängen.

Den Entstehungsbedingungen und Traditionen der brüderischen Geschichtsschreibung, aber auch den Prozessen und Zeugnissen historiographischer Selbstvergewisserung anderer konfessioneller Minderheiten in Ostmitteleuropa vom 16. bis ins 18. Jahrhundert, ging eine interdisziplinäre, von der „Deutsch-tschechischen Kommission zur Herausgabe der Acta Unitatis Fratrum“ organisierte Fachtagung in Prag nach. Dabei wurden direkte Traditionszusammenhänge, Analogien und spezifische Unterschiede zwischen der Brüderunität und anderen religiösen Gruppen einschließlich der reformierten Minderheitskirchen, der polnischen und siebenbürgischen Antitrinitarier, der Täufer und der jüdischen Gemeinschaft deutlich.

Die Beiträge des Sammelbands thematisieren die institutionellen Voraussetzungen konfessioneller Erinnerungskultur und Traditionsbildung, heils-, kirchen-, und nationalgeschichtliche Konzeptionen sowie einzelne Verfasser und deren kirchengeschichtliche Darstellungen.

Prof. Dr. Joachim Bahlcke ist Historiker und Inhaber des Lehrstuhls für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Stuttgart.

Dr. Jiří Just ist Theologe und Historiker und Mitarbeiter am Historischen Institut der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik in Prag.

Prof. Dr. Dr. Martin Rothkegel unterrichtet Geschichte des Christentums an der Theologischen Hochschule Elstal.

Glauben, Denken, Handeln