Tod und Leben im Zwölfprophetenbuch (als Habilitationsprojekt geplant)

Altes Testament

Projektleiter: Prof. Dr. Michael Rohde (Theologische Hochschule Elstal)

Zusammenarbeit: Prof. Dr. Martin Leuenberger (Universität Tübingen) / Prof. Dr. Stefan Beyerle (Universität Greifswald)

Fördereinrichtung: Haushalt der Theologischen Hochschule Elstal

Laufzeit: 2011-2020

Beschreibung: Die einzelnen Bücher der sog. kleinen Propheten werden in einer thematisch und motivgeschichtlich orientierten Perspektive untersucht. Darüber hinaus fragt die Studie nach methodisch reflektierten Kriterien, Zusammenhänge innerhalb des Zwölfprophetenbuches zu konstruieren und theologisch, literargeschichtlich oder in anderer Weise auszuwerten. Das Forschungsvorhaben „Tod und Leben im Zwölfprophetenbuch“ untersucht ein Motiv und Themenbereich der zwölf verschiedenen sog. kleinen prophetischen Bücher. Dabei ist der Ausgangspunkt nicht die komplexe Rekonstruktion der Entstehung des Zwölfprophetenbuches – wie sie zuletzt Jakob Wöhrle in seinen beiden Untersuchungen (2006/2008) zu den frühen Sammlungen und zum Abschluss des Zwölfprophetenbuches vorgelegt hat – sondern zunächst in quasi traditioneller Weise die Betrachtung der einzelnen Bücher im Blick auf das angesprochene Thema. Ursprungsidee ist es, die Frage nach „Krankheit, Heilung und Tod“ im Zwölfprophetenbuch zu untersuchen. Da auf der Textoberfläche kaum etwas zu Krankheit und Heilung erkennbar ist und die Texte in evidenter Weise Todesbilder verwenden (Vgl. Matthias Krieg, Todesbilder), wird sich der erste Untersuchungsgang der Frage noch Todesmetaphern und –aussagen stellen. Auf dem Weg der sprachlichen und motivgeschichtlichen Untersuchung kann so ein Bild von den Todesaussagen bei den zwölf kleinen Propheten erarbeitet werden – zunächst in ihren jeweiligen kleineren Einheiten und Buchkontexten, ohne Zusammenhänge zu Überlieferungen der anderen prophetischen Überlieferungen zu präjudizieren. Es ist dabei eine inhaltliche Vermutung, dass im Spiegel der Frage nach dem Tod, ebenso Lebensbilder entdeckt werden können.

Wird das Repertoire an Motiven zu Tod und Leben auf der Ebene des Endtextes der Einzelbücher erarbeitet sein, wird nach dem möglichen Zusammenspiel der Texte gefragt werden. Dabei ist methodisch zu diskutieren, inwiefern Parallelen oder Ähnlichkeiten in Terminologie, Inhalt bzw. Vorstellungskonzeption nicht unmittelbar auf eine gemeinsame Redaktion schließen lassen (Vgl. Martin Beck, Der „Tag YHWHs“ im Dodekapropheton), sondern auch anders – beispielsweise durch einen ähnlichen thematischen Kontext – erklärbar sein könnten. Es gilt nach wie vor, was Jörg Jeremias 1998 als Forschungsaufgabe formulierte: „Vor uns liegt vor allem die Aufgabe, Kriterien zu entwickeln, um die relativ sicheren und die nur möglichen Verbindungslinien zwischen den Prophetenbüchern zu unterscheiden, wenn diese aufeinander bezogen gelesen und gedeutet werden.“ Die untersuchten Stellen sollen dann im Referenzrahmen der vorhandenen redaktionsgeschichtlichen Entwürfe zur Entstehung des Zwölfprophetenbuches (Vgl. Nogalski; Bosshard-Nepustil; Schaart; Kyu-Sang Yu; Beck; Wöhrle) auf ihren potentiellen Beitrag für das Zusammenlesen der Bücher – und ihren vermuteten historischen Entstehungsprozess – gelesen werden. Die Grenze dieser methodischen Herangehensweise ist mit Sicherheit, dass sie keinen eigenen neuen Gesamtentwurf der Genese des Zwölfprophetenbuches entwickeln wird, da das Fundament für eine solche Gesamtthese aufgrund der thematischen Perspektive wahrscheinlich zu gering wäre.

Die Möglichkeiten einer solchen Untersuchung bestehen darin, dass ein Motivkomplex vertieft untersucht und entfaltet wird. Inhaltlich ist zu fragen, inwiefern eine Theologie des Zwölfprophetenbuches zum Thema Tod und Leben begründet darstellbar ist. Beeindruckende literargeschichtliche Gesamtentwürfe müssen sich auch an einer solchen Detailuntersuchung einer Bewährungsprobe stellen. Anhand der Beobachtungen in einer thematisch und motivgeschichtlich orientierten Perspektive kann methodisch reflektiert werden, nach welchen Kriterien es gut begründet möglich ist, Zusammenhänge im Zwölfprophetenbuch zu konstatieren und literargeschichtlich oder anderer Weise auszuwerten. Vor allem führt der in seiner Methode reflektierte und thematische geleitete Zugriff auf die Texte auf einen Weg, der eine interdisziplinär und gegenwärtig relevante Fragestellung biblischer Anthropologie mit den Besonderheiten prophetischer Überlieferungsprozesse verknüpft.

Stichwörter: Zwölfprophetenbuch, Tod, Leben, biblische Anthropologie, Methodik, Theologie des Zwölfprophetenbuches

Glauben, Denken, Handeln