Vortrag von Prof. Dr. Daniel Jeyaraj zum Thema „Die Auswirkungen der deutschen Reformation in Indien und deren Nachhaltigkeit“

Am 15.11.17 war zum Abschluss des Reformationsjahres an der Theologischen Hochschule der prominente indisch stämmige Theologe Prof. Dr. Daniel Jeyaraj (Lehrstuhl World Christianity an der Hope University Liverpool) zu Gast. Unter dem Thema „Die Auswirkungen der deutschen Reformation in Indien und deren Nachhaltigkeit“ referierte der Theologe über die Geschichte der ersten lutherischen Missionare in Tranquebar (Südindien) und die Folgen der Missionsarbeit sowie der Ausbreitung des christlichen Glaubens dort. Wichtige Personen in diesem Zusammenhang sind beispielsweise Bartholomäus Ziegenbalg (1682-1719), der erste deutsche pietistische Missionar in Indien und auch der englische Missionar William Carey (1800-1834).

Ziegenbalg hatte fünf für ihn maßgebliche Missionsprinzipien: das persönliche Zeugnis, die Bibel in der eigenen Sprache (Tamil), die Erforschung der Lebenswelt, eine Grundbildung für alle und die Ausbildung einheimischer Missionare. Anhand dieser Prinzipien sah er es als seine Aufgabe den Einheimischen die Botschaft von Jesus Christus zu verkündigen und eine lutherische Kirche zu gründen, die durch einheimische Pfarrer und Leiter bald selbstständig agieren sollte.

Als erster lutherischer Tamil-Pfarrer sei an dieser Stelle „Aaron“ (1733) genannt, der den Einheimischen ein Lehrer und ein Vorbild in der christlichen Ausbildung war. Auch die Person und das Wirken des englischen Missionars William Careys hob Dr. Jeyaraj in dem Vortrag hervor, welcher sich durch seine Verdienste im Bereich interreligiöser Dialog mit dem Hinduismus, Theologische Ausbildung sowie seinen Bibelübersetzungen in 34 Sprachen einen Namen machte, als auch mit seinen Forschungen im Bereich Agrarwissenschaft und Botanik. Carey war es ein Anliegen seine Missionstätigkeit mit der Etablierung einer selbstständigen Lebensgrundlage für die einheimische Bevölkerung zu verbinden, weswegen er sie auch in landwirtschaftlichen Fachgebieten schulte.

Als Résumé dieser Entwicklung zeigt sich die Nachhaltigkeit der Reformation in Indien heute an den christlichen Gemeinden, etablierten Bildungseinrichtungen (vor allem für Frauen), Theologischen Fakultäten, Missionarischen Arbeiten, dem Erhalt und der Entwicklung zahlreicher Sprachen, dem internationalen Wissensaustausch und auch am andauernden Kastenstreit, welcher wiederum an den weitergehenden Kampf der Reformationszeit erinnert. Abschließend antwortete Prof. Dr. Jeyaraj auf die Frage, wofür man dankbar nach 500 Jahren Reformation sein kann: „Jesus Christus wird angebetet - Wir sind noch nicht perfekt, aber wir sind auf dem Weg.“

Glauben, Denken, Handeln