Semestereröffnung und Studientag

An der Theologischen Hochschule Elstal hat das Wintersemester 2019/2020 diese Woche mit einer festlichen internen Semestereröffnung am Dienstagabend sowie einem feierlichen Gottesdienst und einem akademischen Vortrag am Mittwochvormittag begonnen.

In dem Gottesdienst der Hochschul- und Campusgemeinschaft wurden die neuen Studierenden – darunter sieben im Bachelorstudiengang, eine im M.A. Diakonie und einer im Zusatzstudium – begrüßt. Pastor Michael Noss, Präsident des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, predigte anhand von Josua 1, 1-9 über „Zwischenzeiten“. Dabei betonte er, dass Übergangszeiten unsichere, aber gleichzeitig auch segensreiche Zeiten sind. Solche Situationen sind nicht immer bequem: „Gott ruft uns immer wieder heraus – manchmal zu unpopulären Wegen. Manchmal auch zu Dingen, bei denen wir nicht wissen, wie sie werden." Zusammen mit Josua sind wir aufgerufen, hinzuhören und hinzusehen und mutig und entschlossen zu sein. In alldem geht Gott mit uns, wohin wir auch gehen: „Der mitgehende Gott begleitet euch“. Mit diesem Zuspruch durften die Studierenden und Mitarbeitenden der Campusgemeinschaft in das neue Semester starten.

Im anschließenden Vortrag sprach Professor Dr. Moisés Mayordomo, Professor für Neues Testament an der Universität Basel zum Thema „Gott des Friedens/ Gott der Gewalt. Theologische Ambivalenzen im Neuen Testament“.

Im Mittelpunkt des Vortrags stand die Auseinandersetzung mit neutestamentlichen Texten aus der Bergpredigt (v.a. Mt 5,38-42.45-48) und aus der Johannesoffenbarung.

In Bezug auf die Bergpredigt betonte Mayordomo, dass die Feindesliebe die maximale Ausweitung der Nächstenliebe sei. Den Feind zu lieben, bedeutet aber nicht, dass aus diesem ein Freund wird. Hierbei sprach Mayordomo die Spannweite des griechischen Wortes teleiois an, und erklärte, dass der Begriff „vollkommen“ als Übersetzung zu kurz greife. Auch barmherziges und gutes Handeln seien im teleiois mitinbegriffen. Die Sozialethik der Bergpredigt fasste der Professor aus Basel zusammen in dem Satz: „Seid teleioi, wie euer Vater im Himmel teleiois ist.“ (Mt 5,48) Dieses „Vollkommensein“ schließe auch das barmherzige Handeln ein, wie es uns Gott, der himmlische Vater, vormacht.

Dem grenzenlos barmherzigen Gott aus der Bergpredigt steht das Gottesbild eines gerechten Richters aus der Johannesoffenbarung gegenüber. Die in enthüllender und gleichzeitig verhüllender Sprache verfasste Offenbarung macht es uns heutzutage schwer, die beschriebenen Bilder und Visionen zu verstehen. Dr. Moisés Mayordomo sprach in diesem Zusammenhang über die Gerechtigkeit und Rache Gottes, über Gottes Allmacht und die historische Verortung von Vision und Realität. Bezüglich der Frage nach Christus, der als Lamm und Löwe dargestellt wird, stellt Mayordomo fest: „Christus als Opfer von Gewalt kämpft wie ein Löwe für die Opfer von Gewalt.“

In diesem Sinne fasste der Professor aus Basel zusammen, dass Gott sich in dieser Welt so zu erkennen gäbe, dass sein Sohn Gewalt leide, jedoch nicht Gewalt ausübe.

Was diese theologischen Aussagen für die ethischen Herausforderungen heute bedeuten, wurde in der anschließenden Diskussionsrunde diskutiert.

 

 

 

Glauben, Denken, Handeln