Delegation aus Elstal an Julius Köbners Grab in Berlin
„Köbner war Evangelist und Gemeindegründer, gleichzeitig ein radikaler Kritiker der religiösen und politischen Verhältnisse seiner Zeit. Er forderte völlige Religionsfreiheit und eine konsequente Trennung von Staat und Kirche,“ sagt Rosa Djuric, Studentin im Masterstudium Evangelische Theologie. „Von Jugend an war Köbner mit der hebräischen Bibel gründlich vertraut, später lernte er Griechisch und vertiefte sich bis ins hohe Alter mit einer fast naiven Hingabe in die heiligen Texte. Andererseits vertrat er während der Revolution von 1848 mit forschem Ton ganz moderne demokratische Ideen,“ ergänzt ihre Kommilitonin Samja Nutzinger.
Julius Köbner starb am 2. Februar 1884 in Berlin, begraben wurde er auf dem Alten Luisenstädtischen Friedhof (AL 10a-10-27). In Dänemark als Sohn eines Rabbiners geboren, war der vielseitig begabte Autodidakt seit 1836 neben Johann Gerhard Oncken und Gottfried Wilhelm Lehmann eine der prägenden Persönlichkeiten der baptistischen Bewegung auf dem europäischen Kontinent. Sein Manifest des freien Urchristentums an das Frankfurter Paulskirchenparlament von 1848 ist ein bedeutendes Dokument zur Geschichte der Religionsfreiheit in Deutschland.
Der Ausflug zu Köbners Grab war der Abschluss eines Seminars zu Köbners Leben und Werk. Die Grabstätte ist bis heute erhalten, weil sie nach Ablauf der zwanzigjährigen Liegedauer immer wieder neu gekauft wurde. „Es wäre gut, wenn hier eine dauerhafte Lösung gefunden wird,“ meint Martin Rothkegel, der in Elstal Geschichte des Christentums unterrichtet. Die Gräber von Johann Gerhard Oncken in Hamburg und Gottfried Wilhelm Lehmann in Berlin (AL 09-09-07) sind seit vielen Jahrzenten Ehrengräber und dadurch auf Dauer geschützt.