Studienfahrt der Theologischen Hochschule Elstal

Eine gute alte Tradition lebt wieder auf! Nach fast dreijähriger, durch die Pandemie erzwungener Pause haben sich vier Teams der Theologischen Hochschule Elstal auf Studienfahrt begeben und an den ersten Novemberwochenenden acht Gemeinden des Landesverbandes NOSA besucht (Göttingen, Herzberg, Schönebeck, Schöningen, Hildesheim, Salzgitter, Bad Oeynhausen, Minden). Studienfahrt heißt traditionell: Die Hochschule lässt über die Landesverbandsleitung erfragen, welche Gemeinden Interesse an einem Besuch haben und entwickelt aus den Rückmeldungen Reiserouten. Kleine Teams aus jeweils Dozierenden und Studierende machen sich auf den Weg, halten kurze Vorträge, stellen die Hochschule vor und predigen.

Für fast alle Beteiligten war es das erste Mal. Und es war eine sehr schöne Erfahrung! Während sonst Lehrsäle und Campus Begegnungsfläche sind, waren wir nun in gemeinsamer Mission unterwegs und konnten uns in einem anderen Kontext erleben, noch mal anders kennenlernen und das Erlebte miteinander auf Fahrten reflektieren. Hier und da war auch Zeit für ein kurzes kulturelles Programm.

Inhaltlich wurden unterschiedliche Impulse gesetzt: Auf einem Jugendwochenende wurde das neue Orientierungsjahr NXTCHAPTER vorgestellt, das jungen Menschen die Möglichkeit bietet, sich auf eine neue Lebensphase vorzubereiten, die eigene Persönlichkeit zu entwickeln und Lehrveranstaltungen der Hochschule zu besuchen. In Bad Oeynhausen stellte Johanna Gorath, Studentin im Bachelor-Studiengang Evangelische Theologie, die Impulse der Bewegung Fresh Expressions of Church (frische Ausdrucksformen von Kirche) für die Gemeindeentwicklung dar. „Über Fresh X hatte ich in der Vergangenheit eine Prüfung ablegen müssen, weshalb ich es als einen großen Segen empfand, dieses Wissen praktisch anderen mitteilen zu können (Johanna Gorath). In Hildesheim referierte der frisch berufene Professor für Systematische Theologie, Maximilian Zimmermann, zu einem altkirchlichen Streit über das göttliche Wesen Jesu, der für das Gottesbild von großer Relevanz ist. „Theologie und persönlicher Glaube sind eng miteinander verbunden. Ein berühmter Streit zwischen Arius und Athanasius zeigt, warum wir aus gutem Grund an einen Gott glauben, der bedingungslos liebt – weil Gott-Vater seinen Sohn von Ewigkeit her liebt.“ (Maximilian Zimmermann) Gepredigt wurde in den Gottesdiensten über das Hören auf Gott (1Sam 3), das Entdecken der eigenen Berufung (Joh 1,35-49), die Berufung zur Versöhnung (2Kor 5,17-21) und den guten Kampf des Glaubens (2Tim 4,7).

Immer wurde über das Studium informiert: über die staatlich anerkannten Studiengänge der Hochschule (Bachelor und Master in Evangelischer Theologie, Master in Diakonie und Sozialtheologie), neue Spezialisierungsmöglichkeiten in den ersten Studienjahren (z. B. Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, Spiritualität und Worship) und die ausgezeichneten Studienbedingungen auf dem Elstaler Campus.

In allem wurde den Gemeinden die Hochschule des Bundes ans Herz gelegt. Denn: Qualifizierte Pastorinnen und Pastoren werden aufgrund des demographischen Wandels und des zahlenmäßig momentan geringen Nachwuchses in den nächsten Jahren in unseren Gemeinden heiß begehrt sein. Dass junge Menschen ihre Berufung entdecken und den Weg an die Theologische Hochschule finden, dafür werden oft in Gemeinden, Jugendgruppen, Freizeiten etc. die Weichen gestellt. Hier brauchen wir alle einander.

Die Studienfahrt hat einmal mehr bestätigt: Begegnungen und Gespräche vor Ort sind enorm wichtig. Sie ermöglichen gegenseitiges Kennenlernen und besseres Verstehen. Deborah Storek, Dozentin für Altes Testament, resümiert: „In mir klingen jetzt so viele Geschichten nach: Menschen erzählten, wie sie sich zu Gott gezogen fühlten, von Sehnsucht und Ankommen und Berührtsein. Ich habe Fragen gehört: ‚Gott, warum redest du so wenig? Oder hören wir dich nicht? Warum ist es gerade so hart? Hat unsere Gemeinde Zukunft?‘ Ich bin bewegt von den persönlichen Geschichten unserer Studierenden, die sie mit den Gemeinden geteilt haben. Ich nehme viel Freud und Leid aus den Gemeinden mit. Herzlichkeit und offene Räume, Segensgeschichten und engagierte Mitarbeiter, Nachcoronakrisen und knallvolle Eltern-Kind-Treffs.“

Als Hochschule wollen wir die Begegnungen in nächster Zeit intensivieren. Um Gemeinden in ihren Herausforderungen theologisch zu unterstützen und junge Menschen für das Theologiestudium zu gewinnen.

Ein Bericht von Prof. Dr. Oliver Pilnei

 

Eindrücke von der Studienfahrt nach Hildesheim und Salzgitter

Wir, Anika Eichstädt, Maite Kassühlke, Max Kassühlke und Max Zimmermann, haben uns am Samstagvormittag auf den Weg in die EFG Hildesheim gemacht, bei strahlendem Sonnenschein und vorbei an einem galaktisch anmutenden Kaliberg im Landkreis Hildesheim. Am frühen Nachmittag sind wir herzlich von Pastor Christoph Schirrmacher mit einem leckeren selbst gekochten Mittagessen aufgenommen worden. Christoph Schirrmacher hat lebendig aus seinem Dienst und von dem Weg erzählt, den die EFG Hildesheim in den letzten Jahren zurückgelegt hat. Ein proaktives Zugehen auf die Studierenden der Stadt hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass sich eine Gruppe junger Studierender fest zu Gemeinde hält und das Gemeindeleben mitprägt. Bei Kaffee und Kuchen haben wir dann am späten Nachmittag interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern aus der Gemeinde die Hochschule vorgestellt und auf viele Fragen geantwortet. Nach ausführlicher Aussprache fand eine kleine Einheit „Offene Hochschule“ statt: ein Einblick in eine Unterrichtseinheit und in die Frage nach der Relevanz des Studiums für den persönlichen Glauben. Der altkirchliche Streit zwischen den zwei Kirchenmännern Arius und Athanasius über die Frage, ob Jesus höchstes Geschöpf Gottes oder ewiger Sohn Gottes ist, ist kein bloßes Theologengezänk, sondern hat mächtige Auswirkungen auf den Glauben – bis heute. Hätte Arius sich mit seiner These „Der Sohn Gottes ist höchstes Geschöpf Gottes“ durchgesetzt, würden wir heute womöglich an einen Gott glauben, der seinen Sohn liebt, weil er alles so gut gemacht und vollbracht hat – Liebe, die auf Leistung beruht. Da die Kirche allerdings die Position des Athanasius („Der Sohn Gottes ist ewiger Sohn“) als bibelgemäß erachtet hat, glauben wir bis heute an einen Gott, der seinen Sohn liebt, weil er ihn von Ewigkeit her liebt – Liebe, die bedingungslos ist. Im Anschluss an ein lebendiges Gespräch zu diesen zentralen Inhalten des christlichen Glaubens, haben wir uns noch am selben Abend auf den Weg nach Salzgitter gemacht. Die Gemeinde hat uns dort sehr komfortabel in einem Hotel untergebracht. Benjamin Speitelsbach, Pastor der EFG Salzgitter, und seine Frau Susanne haben uns noch am späteren Abend durch das offene und freundliche Gemeindehaus geführt und uns dabei einen Blick in die Gemeindeentwicklung der letzten Jahre gewährt. Dieselbe Offenheit und Freundlichkeit hat sich dann am Sonntagmorgen auch in den Menschen der Gemeinde gezeigt. In dem gut gefüllten Gottesdienstraum mit ca. 100 Personen konnte man schnell sehen, dass die EFG Salzgitter von einer lebendigen Gemeindearbeit geprägt ist, die für viele junge Familien und ebenso die ältere Generation anziehend ist. Unsere kleine Delegation hat auch hier die Hochschule im Rahmen des Gottesdienstes vorgestellt. Passend zum spätherbstlichen Wetter drehte sich die Predigt um die Rückschau, die der Apostel Paulus in der Herbstphase seines Lebens auf seinen Dienst und sein Leben nimmt: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten“ (2Tim 4,7). Max, Max und Anika teilten Ihre Gedanken zu jeweils einem der drei Motive „guter Kampf“, „vollendeter Lauf“ und „gehaltener Glaube“, und Maite entließ bald darauf die Gemeinde mit einem Segenswort. Die Studienfahrt in den Landesverband NOSA endete für uns bei einem leckeren Mittagessen im großen Kreis der Gemeindeleitungsmitglieder und Ihrer Familien im früheren, deutlich kleinen Gottesdienstraum der Gemeinde. Voll mit gutem Essen, bereichert durch viele Begegnungen und Gespräche und beschenkt mit dem Eindruck, dass wir an diesem Wochenende lebendiger Gemeinde Jesu begegnet sind, führte uns der Weg wieder zurück nach Elstal, wo wir müde und dankbar unseren kleinen „Lauf vollendet“ haben.

Ein Bericht von Prof. Dr. Max Zimmermann

 

Glauben, Denken, Handeln