Einkehrtag zum Thema "Stundengebet"

Zu Beginn des neuen Jahres fand am Montag, 08.01.18, der Einkehrtag der TH Elstal mit dem Thema „Stundengebet“ statt – gestaltet von Pastorin Yvonne Ortmann, Prof. Dr. Michael Kißkalt und Studierenden der Hochschule. Mit der Jahreslosung aus Offenbarung 21,6 eröffnete Prof. Dr. Michael Kißkalt den Einkehrtag, indem er die Begegnung mit Gott in das Zentrum stellte: „Gott will uns begegnen und wir erwarten, dass er uns heute begegnet.“

Nach einem Lobpreisteil gab Yvonne Ortmann einen Einblick in das „Stundengebet“, einer altkirchlichen Spiritualitätsform. Ausgehend von ihrer eigenen Biografie erklärte sie, wie sie mit dem „Stundengebet“ in Kontakt gelangte. Im Rückblick erkennt die Pastorin in den früheren Formen ihres Glaubens eine für den freikirchlichen Kontext oft typische Bewegung von „innen nach außen“, d.h. dass sich bereits vorherrschende innere Überzeugungen durch Gebete oder zustimmende Lobpreislieder ausgedrückt wird. Dabei könne aber gerade der Glaube von „außen nach innen“ hilfreich und heilsam sein, da man diese Formen auch ausleben könne, wenn man in dem Moment etwas nicht glauben oder theologisch nicht vollends nachvollziehen kann. Das Stundengebet kann als Ergänzung zu einem oft typisch protestantisch-verkopften Glauben verstanden werden, da es durch regelmäßige Anwendung eine eigene Kraft entwickelt, in der Gott unabhängig von unserer geistigen oder seelischen Verfassung wirken kann.

Das Ziel der Stundengebete, welche liturgisch festgesetzt und „nicht von eigenen Worten abhängig“ seien, ist die alltägliche Verbindung zu Gott den ganzen Tag über: „Gott ist immer da, aber wir sind nicht immer präsent.“ Es gehe darum, sich neu auf Gott auszurichten und die Frage nach dem Wichtigsten im Leben immer wieder erneut in den Fokus zu stellen.

An diesem Punkt präsentierte Yvonne Ortmann die acht „Horen“ (Stunden/Stundengebete): Vigil (Nachtgebet), Laudes (Morgenlob), Prim (Vor dem Arbeitsbeginn), Terz (Bitte um geisterfülltes Tun), Sext (Mittagsgebet; zur Tagesmitte über das „Urteilen“ meditieren), Non (Erinnerung an Jesu Tod), Vesper (Abendlob) und Komplet (Übergang zur Nacht). Darauffolgend gab sie praktische Tipps und Hinweise dazu, wie wir diese Horen in unserem nicht-klösterlichen Studienalltag anwenden und ausleben können. Oft ist es hilfreich die Horen nicht an Uhrzeiten, sondern an Tätigkeiten zu kopeln (z.B. Aufstehen, Arbeitsbeginn, Mittagessen, Nachtruhe), außerdem können eigene Gebete formuliert werden die sich an altkirchlichen Gebeten, aber auch an Psalmen oder protestantischen Traditionen (z.B. Luthers Morgen- und Abendsegen) orientieren können.

Im Anschluss an den Vortragsteil gab es vor und nach dem gemeinsamen Mittagessen Zeit, diese Stundegebete an einzelnen Stationen selbst zu erleben und sich mithilfe von Gebeten oder Liedern ein eigenes Gebetsbuch zu erstellen. Außerdem gestaltete Yvonne Ortmann zwei dieser Gebete mit der Hochschulgemeinschaft und zeigte so einen beispielhaften Ablauf einer Hore.

Zu guter Letzt bestand die Möglichkeit, den Einkehrtag noch gemeinsam bei Glühwein an einer Feuerschale ausklingen zu lassen.

Glauben, Denken, Handeln