Symposium "Aus Glauben gerecht"

 

Vom 12.11.2015 bis 14.11.2015 fand in Elstal das Symposium "Aus Glauben gerecht" statt.

Verschiedene Gastreferenten erzählten aus exegetischer, kirchengeschichtlicher und systematischer Sicht über die Bedeutung des reformatorischen Gedankens in der Vergangenheit und bis heute.

Zum Beginn des Symposiums in Elstal referierte Prof. Dr. Thomas Söding, katholischer Neutestamentler der Ruhr-Universität Bochum, in sehr eindrucksvoller Weise über den Blick Martin Luthers auf den Apostel Paulus. Dabei ging er im Besonderen auf die exegetische Arbeit Luthers am Galater - und Römerbrief ein und setze dann Luther in ein Verhältnis zu Paulus. Anhand von Luthers Sicht auf Gnade und Freiheit, Glauben und Werke sowie auf den Einzelnen und die Kirche machte Söding Luthers Auffassung von der Rechtfertigungslehre deutlich und setzte diese in Bezug zu bedeutenden katholischen Positionen, wie z.B. zu Thomas von Aquin und zu dem Konzil von Trient.

Der zweite Tag startete mit einem exegetisch erfrischenden Vortrag über die „Neue Paulus-Perspektive“ von Prof. Dr. Carsten Claußen. Der neue Blick auf Paulus gewährt interessante neue Forschungsergebnisse. So erkennt Paulus entgegen der "Luther-Brille" auch Gnade und Rechtfertigung im Judentum und sieht dieses eben nicht als reine Gesetzesreligion an.
Anschließend folgte der Vortrag „Gerecht und Sünder zugleich“ gehalten von Prof. Dr. Uwe Swarat, in diesem er die Rechtfertigungslehre Martin Luthers zur kritischen Diskussion stellte. Luthers Aussage "Gerechter und Sünder zugleich" wurde aus katholischer und innverevangelischer Perspektiven beleuchtet wodurch auch neue Betrachtungsweisen für die gegenwärtige Bedeutung entstanden.
Nachmittags referierte Prof. Dr. William Brackney von der Acadia University aus Kanade. Sein Vortrag mit dem Titel „Bekehrung als erlebbare Rechtfertigung im Puritanismus und Nonkonformismus“ nahm die Teilnehmer mit auf eine Reise in die Vergangenheit Nordamerikas und zeigte, wie sich die forensische Rechtfertigungslehre Martin Luthers zu einem erlebbaren Rechtfertigungsereignis im Puritanismus entwickelte.
Anschließend hielt Prof. Dr. Frank Lüdke einen Vortrag über die „Rechtfertigung in den Erweckungsbewegungen und im Evangelikalismus“. Dieser enthielt spannende Einblicke in die geistlichen Grundlagen der frühen Erweckungsbewegungen und ihre Auswirkungen bis in die Gegenwart. Der Endvortrag des Tages „Amazing Grace: Gnade und Rechtvertigung in der afroamerikanischen Spiritualität“ von Prof. Dr. Erich Geldbach diente als Grundlage interessanter Diskussionen. Unter Grundfragen wie "War Gott ein weißer Rassist" referierte Herr Geldbach darüber, wie afroamerikanische Sklaven die Religion ihrer weißen Unterdrücker wahrnahmen und zeigte, wie in ihrer Situation die Frage nach dem befreienden Gott über der Frage nach dem rechtfertigenden Gott stand.

Der Abschlussvortag des letzten Tages von Prof. Dr. Wilfried Härle regte an, über die Basis der Wortdefinitionen von Rechtfertigung, Gerechtigkeit und Glaube nach zu sinnen, die darauf folgenden Gottes- und Menschenbilder zu hinterfragen und sie im Kontrast zur Sichtweise der heutzutage allgegenwärtigen Glaubens- und Lebensgrundlagen zu setzen. So scheint die Frage nach dem rechtfertigenden Gott für den postmodernen Menschen zwar nicht mehr sonderlich relevant zu sein, die Frage nach seiner Existenz und seinem Wirken, bzw. nicht Wirken in der Welt allerdings schon. Von diesen Fragestellungen aus lassen sich Brücken zu einer modernen Kommunikation der Rechtfertigungslehre schlagen.
Das Symposium endete nach einer ergiebigen Podiumsdiskussion und Aussprache mit allen Referenten, bei der nochmals intensiv die Rolle der Reformation für die Gegenwart und die Kirche diskutiert wurde.
Nach einem austauschreichen Mittagessen endete das Symposium.

Glauben, Denken, Handeln