Theologisches Gespräch 4 / 2018

Vorgestellt – Theologisches Gespräch 4/2018
Ökumene und Freikirchen
Von Pastorin Silke Tosch

Bernd Oberdorfer hinterfragt in seinem Artikel „Erneuerung und Abgrenzung. Die Reformation als Öffnungs- und Schließungsgeschehen“ die von der EKD in Bezug auf das Reformationsjubiläum postulierte Befreiungsbewegung. Er zeigt auf, wie aus den reformatorischen Befreiungsbestrebungen, weg von der institutionalisierten Vergebung und Bevormundung der Gläubigen durch die damalige katholische Kirche, selber eine Institution wurde, die andere in ihren Freiheiten beschnitt und bevormundete. Das wurde besonders am linken Flügel der Reformation und den Täufern deutlich, die von ihr ausgegrenzt und unterdrückt wurden. Ökumenisch offen war die Reformation damals nicht wirklich, weder in lutherischer noch in reformierter Hinsicht. Ihr Hemmschuh war die politische Rückbindung, was meines Erachtens auch heute noch in Teilen spürbar ist.

Nun könnten wir uns zwar einerseits als Freikirchen in der Opferrolle sehen, aber vielleicht auch die Chance nutzen, einmal darüber nachzudenken, wie viel Freiheit wir anderen gewähren, wo doch „frei“ sogar Bestandteil unserer Benennung ist. Es soll ja Freikirchler geben, die behaupten, wir hätten die Reformation konsequenter als die Reformatoren selbst durchgezogen. Trifft das auf unser Freiheitsverständnis ebenso zu? Wie frei sind wir, anderen ihre andere Konfession oder Religion zuzugestehen, ohne einen Identitätsverlust zu erleiden? Das wäre sicherlich ein schönes Hauskreisthema.

Siegfried Großmann gibt da quasi eine Antwort in seinem Artikel „Ökumene als Teilhabe“, in dem er sich gegen eine Einheitskirche und für eine verstärkte Einheit im Glauben und im Geist ausspricht. Dem anderen trotz Andersartigkeit seinen Glauben glauben und eine gemeinsame alltagstaugliche Spiritualität entwickeln. Diese ökumenische Spiritualität nimmt Anteil und gibt Anteil, anerkennt, wie jede christliche Glaubensgemeinschaft einen Teil der Gemeinschaft widerspiegelt und sich für gesellschaftliche Veränderungen einsetzt. Seine Impulse in Hinblick auf Taufe, Abendmahl und Amtsverständnis könnten einen Schritt aufeinanderzu bedeuten.

Glauben, Denken, Handeln