Acta Unitatis Fratrum: Band 2 des renommierten Regestenwerks erschienen

Forschungen zur Geschichte der ersten evangelischen Freikirche: Zweiter Band des Regestenwerks „Acta Unitatis Fratrum“ erschienen

Die Böhmischen Brüder sind vor allem als Urheber zahlreicher evangelischer Kirchenlieder ein Begriff. Die zwischen 1457 und 1467 entstandene Glaubensgemeinschaft der Böhmischen Brüder, die Brüderunität oder Unitas Fratrum, kann man als die erste Freikirche der neueren Christentumsgeschichte bezeichnen. Ihre Tradition lebt fort in der 1722 in Herrnhut gegründeten Erneuerten oder Evangelischen Brüder-Unität. Durch von der Evangelischen Brüder-Unität herausgegebenen Losungen sind viele evangelische Christen weltweit mit den Herrnhutern verbunden.

Im Auftrag der Evangelischen Brüder-Unität und des Historischen Instituts der Tschechischen Akademie der Wissenschaften erschien jüngst der zweite Band der Acta Unitatis Fratrum: Dokumente zur Geschichte der Böhmischen Brüder im 15. und 16. Jahrhundert. Damit haben die Mitglieder der „Deutsch-tschechischen Kommission zur Edition der Acta Unitatis Fratrum“, Joachim Bahlcke, Jindřich Halama, Martin Holý, Jiří Just, Martin Rothkegel und Ludger Udolph, etwa die Hälfte des bedeutenden Quellencorpus erstmals für die Forschung erschlossen. „Vor uns liegt noch viel Arbeit, aber die faszinierenden Texte lohnen die Mühe“, meint Martin Rothkegel, Professor für Geschichte des Christentums an der Theologischen Hochschule Elstal des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden.

Die Acta Unitatis Fratrum enthalten in vierzehn Handschriftenbänden auf tausenden von eng beschriebenen Seiten Abschriften von Traktaten, Briefen und Aktenmaterial zur Geschichte der Brüderunität im 15. und 16. Jahrhundert. Die Acta Unitatis Fratrum gegen auf den Brüderbischof Jan Blahoslav (1523-1571) zurück. In den 1550er Jahren trug Blahoslav die gesamte damals noch vorhandene handschriftliche Überlieferung der Unität in Böhmen und Mähren zusammen und ließ sie von einem Stab von Mitarbeitern sorgfältig kopieren. Blahoslavs Nachfolger setzten die Arbeit bis 1589 fort.

Als die Unität nach 1620 verboten wurde, nahmen die Brüder die kostbaren Handschriften mit ins Exil nach Polen, wo sie im 19. Jahrhundert wiederentdeckt wurden. 1840 wurden dreizehn Bände der Acta Unitatis Fratrum durch das Archiv der Evangelische Brüderunität erworben. Aus Herrnhut gelangte die einzigartige Sammlung nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nach Prag. Sie befindet sich heute als Depositum der Evangelische Brüder-Unität im tschechischen Nationalarchiv.

Im 19. und frühen 20. Jahrhundert scheiterten mehrere Versuche, die Acta Unitatis Fratrum zu publizieren. 2011 berief die Direktion der Europäisch-Festländischen Provinz der Brüder-Unität die „Deutsch-tschechische Kommission“. In zweiten Band des Regestenwerks werden 231 teilweise sehr umfangreiche Quellendokumente durch einheitlich angelegte Inhaltsangaben, Auszüge aus dem tschechischen Originalwortlaut und ausführliche Einleitungen erschlossen.

 

Acta Unitatis Fratrum: a fundamental corpus of Bohmian Brethren sources

The second volume of the Acta Unitatis Fratrum: Dokumente zur Geschichte der Böhmischen Brüder im 15. und 16. Jahrhundert was recently published on behalf of the Moravian Church and the Czech Academy of Sciences. The members of the German-Czech Commission for the Edition of the Acta Unitatis Fratrum, Joachim Bahlcke, Jindřich Halama, Martin Holý, Jiří Just, Martin Rothkegel and Ludger Udolph, have thus made around half of the Acta Unitatis Fratrum available to researchers. “We still have a lot of work ahead of us, but the fascinating texts are worth the effort,” says Martin Rothkegel, who teaches History of Christianity at the Theologische Hochschule Elstal (a Baptist theological seminary near Berlin).

The acquisition of the Acta Unitatis Fratrum in 1840 was one of the most important purchases in the history of the Moravian Archives in Herrnhut. The thirteen handwritten volumes contain thousands of pages of Czech tracts, letters and records on the history of the unity of the Brethren in the fifteenth and sixteenth centuries. The collection goes back to the Brethren bishop Jan Blahoslav (1523-1571). In the 1550s, Blahoslav systematically endeavoured to compile, copy and preserve source texts which were then scattered in archives and local congregations of the Brethren in Bohemia and Moravia. Blahoslav’s successors continued this work until 1589. When the Unity was banned in the Czech Lands after 1620, the Brethren took the precious manuscripts with them into exile in Poland, where they were rediscovered by the Moravians in the nineteenth century. The unique collection was brought from Herrnhut to Prague after the end of the Second World War. Today it is kept as a deposit in the Czech National Archives.

In the nineteenth and early twentieth centuries, several attempts to publish the Acta Unitatis Fratrum failed. In 2011, the European Continental Province of the Moravian Church appointed the German-Czech Commission. The new volume presents 231 source documents in analytical summaries, excerpts from the original Czech texts and detailed introductions.

 

 

Bildunterschrift zu „AUF VI 326v-327r“:

Die Acta Unitatis Fratrum enthalten tausende von Dokumenten in tschechischer Sprache

The Acta Unitatis Fratrum contain thousands of documents in Czech

 

Glauben, Denken, Handeln