Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Carsten Claußen
Die Theologische Hochschule lud am 20. Mai zur Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Carsten Claußen ein, der seit Juni 2014 die Professur für Neues Testament in Elstal besetzt. Die Hochschule freute sich sehr auch seine wichtigsten Wegbegleiter unter den Gästen begrüßen zu können.
In der Vorlesung zum Thema „Die Gestalt des Mose im Johannesevangelium“ stellte er einige Gedanken seines
Habilitationsprojektes vor, in welchem er sich mit der Bedeutung der Mosetypologie für die Interpretation von Johannes 17 und der Johanneischen Christologie insgesamt beschäftigt. Zu Beginn verdeutlichte Claußen, dass das Johannesevangelium als eine der am stärksten jüdisch geprägten Schriften des Frühchristentums in
einem eher komplizierten Verhältnis zum antiken Judentum steht. Dies wird unter anderem dadurch deutlich, dass Mose als Person an ganz vielen Stellen im Johannesevangelium auftaucht, allerdings können viele dieser Stellen auch scharfe Kritik am Judentum gelesen werden. Sichtbar wird dies exemplarisch an Joh.1,17 und der konträren Bewertung des darin enthaltenen Verhältnisses von Mose und Jesus Christus, was den Schwerpunkt des Vortrags bildete. Grundsätzlich können zwei Richtungen der Exegese unterschieden werden, welche bis heute die Pole in der johanneischen Forschung bilden. Manche verstehen beide Halbverse als antithetisch zueinander und stellen Jesus als den, der das Gesetz außer Kraft setzt, Mose gegenüber. Dagegen steht die Meinung, dass der Parallelismus synthetisch gemeint ist, indem Mose und Jesus nicht im Gegensatz zu einander stehen, sondern als Offenbarungsmittler ein und desselben Gottes dargestellt werden.
Das Wirken Jesu Christi wird gleich zu Beginn des Johannesprologs als das des Schöpfers beschrieben, was eine klare Überbietung Jesu über Mose bedeutet. Die Beziehung Jesu zu seinem Vater hat ferner keine Vergleichsmöglichkeit, da sie einer völlig anderen Kategorie entspricht. Zur Bestimmung des Verhältnisses Mose und Jesus ist grundsätzlich eher die Kontinuität zu betonen, denn durch Christus wirkt kein anderer Gott als durch Mose. Für die Rolle des Mose kristallisiert sich die eines Christuszeugen heraus, der in dieser Funktion auch die Anklage gegen die Gegner Jesu erhebt, welche sich selbst fälschlicherweise als Mosejünger sehen.