Studientag zum Semesterbeginn mit Dr. Christoph Rösel
Nach dem Semestereröffnungsgottesdienst mit einer Predigt von Prof. Dr. Dr. Martin Rothkegel und der offiziellen Begrüßung sieben neuer Studierender auf dem Campus, darunter fünf Kontaktstudierende, folgte nach einer kurzen Kaffeepause ein Vortrag von Dr. Christoph Rösel. Er ist Generalsekretär der Deutschen Bibelgesellschaft in Stuttgart und referierte zu dem Thema „Dem Volk aufs Maul geschaut - Einblicke in die Revision der Lutherbibel 2017“.
Rösel der selbst an der aktuellen Revision mitgewirkt hat verschaffte uns einen Einblick in Hintergrund, Entstehungsprozess und Inhalt der Revision. Die Vielzahl der Revisionen der Lutherbibel zeigt wie anspruchsvoll die Pflege dieser Bibelübersetzung ist. Bereits zu Lebzeiten Luthers wurden immer wieder Fehler ausgebessert und man versuchte den Ton der biblischen Sprache so gut es ging im Deutschen zu treffen. Sprachliche Entwicklungen und neue exegetische Einsichten machen immer wieder neue Revisionen nötig. Oft wiederholte Rösel in seinem Vortrag passend dazu die Worte „Nach der Revision ist vor der Revision“ Luther selbst folgte stets zwei Übersetzungsprinzipien von welchen uns heute besonders solches bekannt ist das er so prägnant mit den Worten „dem Volk aufs Maul schauen“ beschrieb. Damit wollte er so übersetzen wie die Menschen eben auf der Straße miteinander reden, die Bibel sollte sprachlich sowie inhaltlich verständlich sein. Trotzdem war es für ihn ganz klar, dass er stets eine sinngemäße Übersetzung des Wortes einer wohlklingenden deutschen Übersetzung vorziehen würde. Er verstand es eine genaue Wiedergabe des Textinhalts und das Formulieren prägnant übersetzter Botschaften passend miteinander abzuwägen. Weil Luther diese Verbindung so gut gelungen ist wurde seine Übersetzung zum Maßstab für spätere Bibelübersetzungen und folglich sollte bei einer Revision nicht nur dem Volk sondern auch dem Reformator „aufs Maul geschaut werden.“ Daraus leiten sich drei Leitlinien ab, nach welchen sich die aktuelle Revision 2017 richtet. Diese sind die Treue zum biblischen Ausgangstext, das besondere Profil der Übersetzung Luthers und die Eignung für die liturgische Verwendung. Rösel erklärte, dass der hebräische und griechische Ausgangstext im Vergleich zu vorherigen Fassungen insgesamt genauer wiedergegeben wird. So bestehen beispielsweise ein Drittel der Eingriffe aus dem Rückgängigmachen unnötiger sprachlicher Modernisierungen früherer Überarbeitungen. Besonders ist, dass bei dieser Revision die Bibel zum ersten Mal in der Geschichte komplett in Einem durchgearbeitet wurde, was die Überarbeitung nach einheitlichen Prinzipien sicherstellt.
Abschließend motivierte Rösel zum Lesen der Lutherübersetzung, gibt es doch neben ihrem Einfluss auf das geistliche Leben kein Buch das die deutsche Sprache und Literatur mehr geprägt hat.