Altes Testament
Wer das Alte Testament und damit die Hebräische Bibel studieren will, muss Texte genau untersuchen, die über Jahrhunderte hinweg im alten Israel entstanden und dann bearbeitet und überliefert wurden. Im Studium wird darum der historische Abstand zur Welt der Bibel neu bewusst. Wer sich auf diese Perspektive offen einlässt, wird reich belohnt, denn sie oder er blickt dabei in einen faszinierenden Spiegel der Suche nach Gott und den Menschen. Zwar sind die biblischen Texte sehr alt und zum Teil fremdartig; ihr Sinn aber weist – erkennbar an der langen Wirkungsgeschichte – über ihre Entstehungszeit hinaus bis in die Gegenwart. Das Ziel des Studiums besteht also im Erwerb exegetischer und hermeneutischer Kompetenz. Im späteren beruflichen Alltag im pastoralen und diakonischen Dienst ist diese Fertigkeit von großer Bedeutung, um die gegenwärtigen Fragen nach Gott und den Menschen in der Gesellschaft mit dem Sinnpotential der biblischen Texte zu verbinden.
Grundvoraussetzung für den fachwissenschaftlichen Umgang mit den Quellen ist der Erwerb philologischer Kenntnisse in der althebräischen (bzw. aramäischen) Sprache. Hebräisch ist quasi das Tor zur Welt des ersten Teils der christlichen Bibel. Bereits durch das Erlernen der hebräischen Sprache öffnet sich eine andere Welt, denn auf diesem Weg lernen Studierende nicht nur eine andere Vorstellungswelt kennen, sondern erfahren auch, dass theologische Sinngehalte notwendigerweise an eine bestimmte Sprache gebunden sind. Theologie ist also ganz praktisch immer: Übersetzungsarbeit. Grundlegende Hebräischkenntnisse werden im Basismodul Hebräisch vermittelt. Vertiefungen werden durch Lektürekurse zu wechselnden Textbereichen ermöglicht (Vertiefungsmodul Hebräisch und Griechisch). Mindestens alle zwei Jahre bietet der Fachbereich Altes Testament die erweiterte Sprachprüfung Hebräisch (Hebraicum) an.
Eine wesentliche Grundkompetenz, die im Studium erworben wird, ist natürlich zunächst einmal die Fertigkeit, im umfangreichen alttestamentlichen Textkosmos sicher navigieren zu können (Bibelkunde). Darauf aufbauend geht es darum, die Texte und Bücher des Alten Testaments literaturgeschichtlich, (sozial-)historisch und theologisch einzuordnen und auszuwerten. Dazu helfen Kenntnisse der äußeren Gegebenheiten der Region wie Klima, Geographie und Archäologie, genauso wie ein Überblick über die Geschichte Israels, die sich im Zusammenhang mit der Geschichte u.a. der Ägypter, Assyrer, Babylonier, Perser und Griechen entwickelt hat.
Zur Einführung in die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Alten Testament dienen zwei Basismodule. Das Basismodul Altes Testament I besteht aus den Lehrveranstaltungen „Bibelkunde Altes Testament“ und „Geschichte Israels“. Das Basismodul Altes Testament II bindet die beiden Lehrveranstaltungen „Einführung in die Theologie des Alten Testaments“ und „Proseminar Altes Testament“ zusammen. Durch die Lehrangebote dieser Module erwerben Studierende die Fähigkeit zum eigenständigen Umgang mit wissenschaftlicher Literatur und unterschiedlichen Forschungspositionen. Das Proseminar macht mit einer Vielfalt an Methodenschritten zur Erschließung von Texten vertraut und bereitet die Studierenden darauf vor, eigenständig eine exegetische Hausarbeit zu verfassen.
Im weiteren Verlauf des Studiums werden einerseits Vorlesungen angeboten, die Überblicke zu größeren Buchkomplexen des Alten Testaments geben, und andererseits Seminare, die eine Vertiefung an einem spezielleren Thema ermöglichen. Auf der Basis eines 6-Semesterplans werden in drei Jahren sechs verschiedene Themen als Vorlesungen und sechs weitere als Seminare angeboten. Im Masterstudium besuchen die Studierenden im Vertiefungsmodul Hebräisch und Griechisch jedes Semester Lektürekurse, um ihre erworbenen Sprachkenntnisse zu vertiefen und mit neuen inhaltlichen Fragestellungen zu verknüpfen. Meist werden dazu Textauszüge behandelt, die in den Vorlesungen bzw. Seminaren des jeweiligen Semesters eine Rolle spielen.
Interdisziplinäre Seminare, welche die Beschäftigung mit dem Alten Testament mit der Perspektive anderer Fachdisziplinen verbinden, gehören fest zur Angebotspalette. Themen in der Vergangenheit waren z.B. Prophetische Sozialkritik und moderne Gesellschaftskritik (mit Ralf Dziewas, Diakonik), Biblische Anthropologie (mit Uwe Swarat, Dogmatik) oder Auslegungsgeschichte alttestamentlicher Texte (mit Martin Rothkegel, Kirchengeschichte).
Wer im Masterstudiengang den Schwerpunkt „Biblische Studien“ wählt, kann durch schriftliche Ausarbeitungen zu selbst ausgewählten Themen und biblischen Texten einen besonderen Schwerpunkt im Alten und Neuen Testament setzen. Im Rahmen des Master-Tutoriums werden die Entwürfe der Hausarbeiten und der abschließenden Masterarbeit vorgestellt und die Schritte der Beschäftigung mit dem Thema diskutiert.
Neben den Lehrveranstaltungen an der Theologischen Hochschule Elstal werden auch externe Lernorte aufgesucht: Die Nähe zu den Museen in Berlin ermöglicht regelmäßige Exkursionen zum Beispiel in die Vorderasiatische Abteilung des Pergamonmuseums oder das Ägyptische Museum, sowie das Jüdische Museum.