Einen Schwerpunkt im Konzept der Theologischen Hochschule Elstal bildet das Studium der Praktischen Theologie. Aufgabe dieser Disziplin ist es, den Zusammenhang von theologischer Erkenntnis und gemeindlicher Praxis zu reflektieren und durch Übungen und Praktika auf den künftigen pastoralen und diakonischen Dienst vorzubereiten. Zum Fach Praktische Theologie gehören in Elstal die Homiletik (Predigtlehre), die Poimenik (Seelsorgelehre), die Katechetik (Lehre vom kirchlichen Unterricht), die Pastoraltheologie und Lehrveranstaltungen aus dem Bereich von Psychologie, Kybernetik und Liturgik. Neben der Vermittlung von fachspezifischen Kenntnissen, der Ausbildung von Urteilsfähigkeit und der Aneignung grundlegender Fertigkeiten ist die persönliche Selbstreflexion ein wesentlicher Bestandteil der Ausbildung.
Psychologische und pädagogische Grundkenntnisse werden zu Beginn des Studiums im Basismodul „Pädagogik und Psychologie“ vermittelt und im „Grundkurs Didaktik“ sowie in der Übung „Soziale Kompetenz“ eingeübt und angewendet. Einen Gesamtüberblick über die Geschichte, die Grundlagen und die Arbeitsweisen der praktisch-theologischen Einzeldisziplinen erhalten die Studierenden in Gestalt einer „Einführung in die Praktische Theologie“.
Die zu Beginn des Studiums erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten werden im weiteren Studienverlauf in Vorlesungen, Seminaren und Übungen vertieft und erweitert. Im Bereich der Homiletik geschieht dies neben einer Übung und einer Überblicksvorlesung durch spezielle Seminare z.B. zu homiletischen Theorieentwürfen, zum Verhältnis von Homiletik und Rhetorik oder zu Kasual- und Festtagspredigten. Im Homiletischen Oberseminar des letzten Semesters wird eine Predigt mit exegetischen, systematisch-theologischen und praktisch-theologischen Vorarbeiten angefertigt, vorgetragen und besprochen.
Mit den Fragen der Gemeindepädagogik befasst sich der Bereich der Katechetik. Neben der „Vorlesung Katechetik“, die einen Überblick über die Geschichte der Disziplin gibt, die Grundfragen des kirchlichen Unterrichts reflektiert und in die verschiedenen Handlungsfelder des gemeindlichen Alltags (wie z.B. Bibelstunden, Gemeindeseminare, Religionsunterricht, Glaubens- und Taufkurse, Jugend- und Seniorenstunden) einführt, werden die Studierenden im Rahmen einer katechetischen Übung angeleitet, eine selbst gestaltete Einheit im Bereich der Erwachsenenbildung im gemeindlichen Umfeld umzusetzen. Vorlesungen zur Entwicklungspsychologie und Religionspsychologie ergänzen den Themenbereich.
Im Fach Poimenik behandelt die regelmäßig angebotene Vorlesung neben einem Abriss der Geschichte der Seelsorge wichtige Einzelthemen wie z.B. die Bedeutung des Gebets in der Seelsorge, die Theorie und Praxis der Beichte, den Umgang mit Schuld und Schuldgefühl oder die Theodizeefrage in der Seelsorge. In der ergänzenden „Übung Seelsorge“ stehen die Beschäftigung mit verschiedenen Seelsorgekonzepten und eine Erweiterung der Methodenkompetenz im Vordergrund.
Zur Aneignung von Leitungskompetenz werden in einer „Übung Kybernetik“ verschiedene Leitungsstile, biblische und psychologische Aspekte von Leitung, die Frage nach der Gemeinde als System und der Umgang mit ehrenamtlichen Mitarbeitenden reflektiert. Zudem werden kleinere Moderationsprozesse durchgeführt und ein kreativer Umgang mit Konflikten eingeübt.
In der Überleitungsphase vom Studium zum Beruf ist das Fach Pastoraltheologie verankert. Zu den umfangreichen Themenfeldern gehören u.a. das Berufsbild und das Selbstverständnis der Pastorin und des Pastors, die Aufgaben des pastoralen Dienstes gemäß dem Versprechen bei der Ordination, die Erörterung von Problemen in den diversen Bezügen des beruflichen und privaten Lebens, berufsethische und juristische Fragen des pastoralen Alltags, aber auch ein Schwerpunkt bei kasualpraktischen Fragestellungen. Studierende, die im Masterstudiengang den Schwerpunkt „Praktische Theologie“ wählen, haben die Möglichkeit, durch schriftliche Ausarbeitungen und die Masterarbeit individuelle Schwerpunkte im Bereich der praktisch-theologischen Einzeldisziplinen zu setzen, ohne dabei das Problem der Einheit der Praktischen Theologie aus dem Blick zu verlieren. Im Rahmen eines Fachgebietsmoduls Praktische Theologie wird in diesem Zusammenhang eine spezielle Lehrveranstaltung zum Thema „Praktische Theologie als theologische Disziplin“ angeboten.
So sehr sich die Praktische Theologie an der Theologischen Hochschule Elstal zunächst als eine „Theorie der Praxis“ versteht, werden im Rahmen ihres Studiums zugleich grundlegende pastorale Handlungskompetenzen im Bereich homiletischer, poimenischer, katechetischer und kybernetischer Aufgaben vermittelt. Dazu verhelfen sowohl die Übungen, wie auch die studienbegleitenden Tutorien und die gemeinsamen Reflexionsphasen nach den Praktika. Die praktischen Erfahrungen, die in den verschiedenen gemeindlichen und übergemeindlichen Arbeitsfeldern und in Exkursionen zu Konferenzen und Tagungen gemacht und reflektiert werden, erweitern die eigene pastorale Handlungskompetenz, befähigen zur kritischen Selbstreflexion und sensibilisieren für sozial kompetentes Verhalten in der künftigen beruflichen Rolle.
Transferleistungen im Fach Praktische Theologie werden von den Lehrstuhlinhabern besonders in kirchlichen Zeitschriften und Kalendern („Die Gemeinde“; „Wort für heute“; „Sonne und Schild“; „Leben mit Passion“; „Zeitschrift für integrative Gestaltpädagogik und Seelsorge“) und durch Vorträge, Seminare und Predigten auf Ratstagungen, in Ortsgemeinden und bei Fortbildungstagungen für Pastorinnen und Pastoren und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erbracht.